Weißkittelsyndrom: Bluthochdruck nur psychosomatisch?
Kaum betreten Sie die Arztpraxis, schon schnellt Ihr Blutdruck nach oben. Schuld daran ist nicht die Angst vor der völlig harmlosen und schmerzfreien Untersuchung – sondern einzig der Anblick Ihres Arztes. Das Phänomen ist weit verbreitet: Einer Studie von Franziska Einsle (TU Dresden) zufolge leidet rund jeder Zehnte unter dem Weißkittelsyndrom, auch als „Weißkittelhypertonie“ bekannt.
Das versteht man unter einem Weißkittelsyndrom
Von einer Weißkittelhypertonie sprechen Mediziner dann, wenn der Verdacht besteht, dass Bluthochdruck ausschließlich in den Räumen des Arztes auftritt, die Blutdruckwerte ansonsten aber völlig normal sind. Weitere Symptome dieser Phobie sind
- Schweißausbrüche
- Kurzatmigkeit
- Schwindel
- Panik,
ganz ähnlich wie z.B. bei einer Emetophobie (Angst vor dem Erbrechen).
Um den Verdacht der Weißkittelhypertonie zu bestätigen, führt der Arzt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durch. Liegen die Werte außerhalb der Praxis im Bereich der Normwerte (Messung unter 130/80 mmHg im Durchschnitt), kann der Arzt eine arterielle Hypertonie ausschließen; die Diagnose liegt nahe, dass es sich um ein Weißkittelsyndrom handelt – sprich: dass der Patient ängstlich auf den weißen Kittel, die typische Berufskleidung von Ärzten, reagiert.
Ältere Menschen als Risikogruppe
Mehrere klinische Studien (z.B. die IDACO- und die HYVET-Studie) untersuchten in den vergangenen Jahren, inwiefern besonders ältere Patienten unter dem Weißkittelsyndrom leiden. Der Anteil der Betroffenen lag stets weit über dem angenommenen Wert, teilweise bei mehr als 50 % aller Teilnehmer. Über 80-jährige Patienten stellen somit eine besondere Risikogruppe dar.
Weißkittelsyndrom auch unter Angstpatienten verbreitet
Zum Zusammenhang zwischen Angsterkrankungen und Weikittelhypertonie bestehen bislang leider keine vergleichbaren Studien. Allerdings zählen auch soziale Phobien zu den häufigen Auslösern. Auch die Erfahrung in unserer Praxis für Psychotherapie in Berlin legt nahe, dass Angstpatienten in besonderem Maß darunter leiden. So führt etwa eine generalisierte Angststörung häufig zu weiteren Phobien, zu denen auch das beschriebene Phänomen zählt.
Dafür verantwortlich ist allein die Psyche, genauer: bestimmte Assoziationen, die die Betroffenen mit dem Besuch in einer Arztpraxis verbinden. Sie fühlen sich in dieser Umgebung unwohl, es kommt zu Bluthochdruck – nicht nur dann, wenn sich tatsächlich Ärzte in der unmittelbaren Umgebung der Untersuchung befinden. Auch bei mehrmaligen Blutdruckmessungen innerhalb der Praxisräume bleiben die erhöhten Blutdruckwerte bestehen; die Werte normalisieren sich erst wieder, wenn der Patient die Arztpraxis verlässt.
Oftmals keine medikamentöse Behandlung nötig
In den meisten Fällen ist keine Behandlung mit blutdrucksenkenden (antihypertensiven) Medikamenten notwendig; allerdings ist das Risiko für eine chronische Hypertonie deutlich erhöht – vor allem dann, wenn weitere Risikofaktoren wie z.B.
- Rauchen
- Mangelnde Bewegung
- Übergewicht
hinzu kommen. Um diese zu verringern, ist eine gesunde Lebensweise die beste Voraussetzung.
Mentaltraining aus dem Buch „Panikattacken loswerden“ kann helfen
Ähnlich verhält es sich bei psychischen Auslösern des Weißkittelsyndroms: Auch hier ist die aktive Mitarbeit des Patienten gefordert! Bereits mehrfach haben uns Betroffene berichtet, dass ihnen die Arbeit mit dem Buch „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“ gegen ihr Weißkittelsyndrom geholfen hat.
Speziell die 10-Satz-Methode ist ein guter Weg, mit dem Sie bei jeder Art von Angsterkrankung gute Erfolge erzielen können. Hierfür ist allerdings Eigeninitiative gefragt: Bei konsequenter Arbeit mit den beschriebenen Mentaltechniken beobachten über 70 % der Leser bereits nach wenigen Wochen eine deutliche Besserung ihrer Panik- und Angstattacken. Auch Sie können es also schaffen, Ihre Ängste zu besiegen!
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