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Die individuellen Bedürfnisse der Patienten im Fokus

Interview mit Daniela Bernhardt …

Die Therapeutin Daniela Bernhardt war jahrelang erfolgreich als Paartherapeutin tätig; seit einigen Jahren unterstützt sie ihren Ehemann Klaus Bernhardt in der Leitung der gemeinsamen Praxis für Psychotherapie in Berlin. Ihre Spezialisierung auf die schnelle und medikamentenfreie Behandlung von Angsterkrankungen hilft der Therapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie dabei, ihren Patienten effektive Wege aus der Erkrankung zu zeigen.

Im Interview spricht sie über ihre Arbeit als Therapeutin, über Vorteile der Bernhardt-Methode und das Entwicklungspotential der Psychotherapie.

Sie haben sich ja bereits als Paartherapeutin einen Namen gemacht. Inwieweit helfen Ihnen diese Erfahrungen bei der Arbeit mit Angstpatienten?

Um Ängste ging es schon immer bei meiner Arbeit. Sie sind auch der Grund, warum Menschen viel zu lange an unglücklichen Partnerschaften festhalten: Weil sie Angst vor dem Alleinsein haben und kein Bild davon, dass sie einen viel besseren Partner finden und mit ihm glücklich werden könnten. Die meisten verharren deshalb lieber in stiller Resignation.

Nicht wenige werden darüber krank und einige entwickeln sogar Panikattacken. Sowohl in der Paartherapie als auch bei der Arbeit mit Panikpatienten ist das größte Problem die Angst vor der Veränderung. Und genau hier setzt meine Arbeit an. Ich verhelfe Menschen zu mehr Mut und Selbstvertrauen und bewege sie dazu, endlich bessere Entscheidungen zu treffen.

Was war das bislang schönste Erlebnis, das Sie bei Ihrer Arbeit mit Angstpatienten hatten?

Ich erlebe es so oft, dass meine Klienten nach der Sitzung ganz aufgeräumt und endlich wieder guten Mutes sind. Das genieße ich sehr. Einmal hatte eine meiner Klientinnen zwar ihre Ängste schon weitgehend überwunden, dennoch fiel es Ihr schwer, neue Bilder und große Ziele für sich zu entwickeln. Lange Zeit wollte ihr so gar nichts einfallen.

Aber dann auf einmal, gegen Ende der Sitzung, ging ein Strahlen über ihr Gesicht: „Jetzt weiß ich, was ich will: Ich möchte anderen Menschen helfen, diesen Mist genauso gut und schnell zu überwinden, wie ich es geschafft habe. Ich will Angsttherapeutin werden!“ Sie war eine unserer ersten Seminarteilnehmerinnen und führt inzwischen eine kleine, recht erfolgreiche Praxis.

Viele Angstpatienten glauben aufgrund ihrer langen Leidensgeschichte nicht mehr daran, dass auch ihnen schnell geholfen werden kann. Was raten Sie solchen Patienten?

Erst einmal ist es wichtig, unrealistische Erwartungen loszulassen. Natürlich möchte jeder, dass von heute auf morgen alles weg ist. Am besten, ohne dass man etwas dafür tun muss. Wer seit 3 Wochen Panikattacken hat, wird diese natürlich viel schneller wieder loswerden als jemand, der schon viele Jahre erfolglos daran herumtherapiert hat. Aber selbst dann, wenn jemand sein Gehirn 30 Jahre lang auf Angst spezialisiert hat, kann er mit unserer Methode seine Panik ein für alle Mal loswerden. Das ist natürlich ein Stück Arbeit, erfordert fleißiges Üben und vor allem auch Ehrlichkeit zu sich selbst.

Wer hier versucht zu mogeln und sich einredet, dass der brutale Ehemann im Grunde seines Herzens doch ein ganz lieber Kerl ist, wird keinen dauerhaften Erfolg haben. Je mutiger man sich aber den „Hausaufgaben“ seines Lebens stellt und Veränderungen konsequent angeht, desto schneller wird man Erfolg haben.

Wie sind Sie auf das Aufgabengebiet der Behandlung von Angst- und Panikattacken gestoßen?

Zwei sehr enge Freunde meines Mannes litten darunter. Er nahm sich vor, ihnen zu helfen. Ich habe ihn unterstützt, wo ich nur konnte und viele der Techniken gemeinsam mit ihm entwickelt. Was aus diesem Freundschaftsdienst dann letztendlich alles entstanden ist und wie viele Menschen inzwischen weltweit dank unsere Methode wieder angstfrei leben können, hätte ich allerdings nie erwartet.

Waren Sie schon immer im Bereich der Psychotherapie tätig?

Hier muss ich mit einem klaren Jain antworten. Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht und danach Osteopathie studiert. Da viele körperliche Beschwerden erwiesenermaßen psychosomatische Ursachen haben und ich auch bei manuellen Therapien immer viel mit meinen Patienten geredet habe, war ich in gewisser Weise immer auch psychologisch tätig.

Nach meiner Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie habe ich mich dann ganz auf die Behandlung von psychischen Leiden konzentriert – zuerst im Bereich der Paartherapie und dann mehr und mehr auch im Bereich der Angststörungen. Meine Kenntnisse der Physiologie und die Weisheiten der Osteopathie helfen mir dabei auch heute noch. Vor allem bei Klienten mit starken körperlichen Symptomen ist dieses Wissen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Welche Therapieformen haben Sie angewandt, bevor Sie und Ihr Mann die Bernhardt-Methode entwickelt haben?

Mein Mann und ich lieben es, regelmäßig auf Fortbildungen zu gehen. Schon bevor wir unsere eigene Methode entwickelt haben, arbeiteten wir mit Techniken aus der

  • kognitiven Verhaltenstherapie,
  • Hypnotherapie,
  • Akzeptanz-Commitment-Therapie oder auch der
  • lösungsfokussierten Kurzzeittherapie.

Je mehr Werkzeuge man zur Verfügung hat, umso besser kann man auf die individuellen Bedürfnisse seiner Patienten eingehen. Außerdem nutzen wir Tools aus dem modernen Business-Coaching sowie die neusten Erkenntnisse der Gehirnforschung, um unsere Arbeit immer weiter zu verbessern.

Auch die Bernhardt-Methode unterliegt einem ständigen Weiterentwicklungsprozess, denn nur wer offen für Neues ist, kann seinen Patienten auch langfristig die bestmögliche Hilfe anbieten.

Worin besteht Ihrer Meinung nach das größte Entwicklungspotential in der Psychotherapie?

Viele Methoden konzentrieren sich zu sehr auf das Diagnostizieren und die Ursachenforschung. Der Patient erfährt zwar schnell, WARUM er ein Problem hat, aber es zu beheben dauert meist unbefriedigend lange. Hier möglichst unterschiedliche und einfach anzuwendende Tools anbieten zu können, ist die große Herausforderung und eine der Stärken unserer Methode.

Einige Kollegen berücksichtigen immer noch zu wenig, dass Menschen Ihre Ängste teilweise über ganz unterschiedliche Sinneskanäle auslösen. Wer Angst z.B. dadurch aktiviert, dass er ständig im inneren, negativen Dialog festhängt, dem helfen rein körperliche Techniken wie z.B. die progressive Muskelentspannung meist nur kurzzeitig. Wir arbeiten in solchen Fällen lieber mit der auditiven Schiebetechnik oder der Pitching-Technik, die beide direkt auf die inneren Dialoge einwirken, über die die Angst ja ursächlich ausgelöst wird.

Wo liegen Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Probleme von Patienten, die einen dauerhaften Therapieerfolg verhindern?

Das größte Problem ist die Ungeduld vieler in Kombination mit einer stark negativen Erwartungshaltung. Die meisten möchten zwar, dass alles ganz schnell geht, erwarten aber gleichzeitig, dass es sowieso nicht klappt. Natürlich wird das ganze verstärkt durch Ärzte und Therapeuten, die den Patienten vorher eingeredet haben, dass die Heilung von Panikattacken langwierig oder gar unmöglich sei. Solch negative Glaubenssätze aufzulösen ist eine Grundvoraussetzung, damit unsere Patienten schnell erste Erfolge verzeichnen können.

Stichwort „Eigeninitiative“: Wie motivieren Sie Ihre Patienten zur kontinuierlichen Arbeit mit der 10-Satz-Methode?

Als Rheinländerin sage ich da gerne: „Von nix kütt nix!“ Das Üben der 10-Satz-Methode darf so selbstverständlich sein wie (hoffentlich ;-)) das Zähneputzen. Also nur noch Zähneputzen, wenn das abendliche 10-Satz-Ritual auch gewährleistet ist! Wer lieber schneller vorankommen möchte, kann die Übung auch gerne mehrmals am Tag machen. Dann können Sie das Ganze auch aufteilen. Zum Beispiel

  • den visuellen Kanal auf der Fahrt zur Arbeit,
  • den akustischen in der Schlange auf der Post,
  • den gustatorischen mittags in der Kantine und
  • den kinästhetischen während langweiliger Routinearbeiten wie z.B. dem Staubsaugen.

Welchen Tipp geben Sie Patienten in der ersten Sitzung regelmäßig mit auf den Weg?

Im Gegensatz zu den meisten medizinischen Maßnahmen gilt bei der 10-Satz-Methode der Leitsatz: „Viel hilft viel!“ Wer also schnell gesund werden möchte, darf auch was dafür tun.

Mit welchen Arten von Angst- und Panikerkrankungen haben Sie am häufigsten zu tun?

Prinzipiell behandele ich jede Form der Angststörung. Bei der Terminvergabe achtet unsere Mitarbeiterin aber darauf, dass Klienten mit problematischen Partnerschaften und Angst vor einer Trennung bzw. dem Alleinsein bevorzugt zu mir kommen. Das ist meine Kernkompetenz, denn hier kann sowohl mein Wissen aus der Paartherapie als auch meine Erfahrung als Angsttherapeutin voll zum Einsatz kommen.