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Mythen-Check Folge 3: Ohne Konfrontation kann Angst nicht besiegt werden?!

Angstpatienten bekommen oft den gut gemeinten Rat: „Du musst Dich der Angst stellen, sonst überwindest Du sie nie!“ Nicht nur Familienangehörige und Freunde, sondern auch viele Therapeuten sind überzeugt davon, dass diese „Konfrontations-Therapie“ der einzige Weg sei, um irgendwann wieder ein angstfreies Leben führen zu können.

Und daran ist prinzipiell auch gar nichts falsch. Gerade in einer frühen Entstehungsphase von Ängsten ist dieses „sich konfrontieren“ ein üblicher und hilfreicher Weg. Wer zum Beispiel beim Fahrradfahren gestürzt ist und sich dabei weh getan hat, der wird, wenn er anschließend wieder auf das Rad steigt, die ersten paar Meter noch recht wackelig fahren und ein mulmiges Gefühl haben. Sowohl der Schreck als auch der Schmerz sitzen einem noch in den Knochen und man muss sich regelrecht überwinden, jetzt wieder weiterzufahren. Doch schon nach einigen Minuten ebbt das komische Gefühl ab und kurze Zeit später fährt man wieder fast so, als sei nichts passiert.

Konfrontation schafft Ängste, statt sie zu heilen

Bei Angstpatienten hingegen bleibt diese frühe Angstkonfrontation meist aus. Denn Angst entwickelt sich oft schleichend und man rutscht, ohne es zu merken, mehr und mehr in ein Vermeidungsverhalten. Kommt die Angst jedoch plötzlich, z.B. in Form eine Panikattacke, dann wagen sich zwar viele erneut in die nun angstbesetzte Situation, gleichzeitig warten sie aber förmlich darauf, dass die Angst sie noch einmal überfällt. Geschieht das, wird auch hier schon bald ein Vermeidungsverhalten bevorzugt und für viele beginnt dann ein regelrechter Arztmarathon, um herauszufinden, was da mit einem nicht mehr stimmt. Wird dann keine körperliche Ursache für die Angst gefunden, wartet man bis zu 6 Monate auf einen Therapieplatz, um den psychischen Ursachen auf den Grund zu gehen. In dieser Zeit hat das Gehirn jedoch das ängstliche Verhalten neuronal so stark abgespeichert, dass die Angst vor der Angst ein vollständig automatisiert ablaufendes Programm ist.

Wer jetzt zur Konfrontation „genötigt“ wird, der plant schon im Vorfeld, dass die Angst auftreten wird, sobald man sich seinen Ängsten stellt. Wer diese extrem unangenehme Prozedur lange genug übersteht, der stumpft tatsächlich irgendwann so weit ab, dass er seine Ängste eine Zeit lang ertragen kann. Dennoch ist und bleibt jede weitere Konfrontation mit der angstauslösenden Situation unangenehm und so ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis man wieder mehr und mehr zum alten Vermeidungsverhalten zurückkehrt.

10 Satz-Methode statt Konfrontation

Doch glücklicherweise geht es auch anders. Mit Hilfe der 10-Satz-Methode und der 5-Kanal-Technik können Sie Ihrem Gehirn zuerst in einem geschützten Raum wieder beibringen, zu planen, dass Sie eine bestimmte Situation wieder voller Leichtigkeit und Freude erleben werden. Das baut über den Zeitraum von einigen Wochen oder maximal Monaten so viele neue neuronale Verbindungen in Ihrem Kopf auf, dass diese irgendwann so stark sind, dass in Ihnen ein neues Gefühl die Überhand gewinnt. Eine Patientin von mir beschrieb es kürzlich in einer Sitzung wie folgt: „Plötzlich war da dieses leichte Gefühl und eine Gewissheit in mir, dass ich heute ins Auto steigen kann, um die Strecke zu Ihnen selbst zu fahren. Sie hätten das Gesicht meines Mannes sehen sollen, als ich ihm gesagt habe, dass er mich heute nicht fahren zu braucht. Und jetzt bin ich hier bei Ihnen und kann immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich zum ersten Mal seit Monaten wieder selbst mit dem Auto irgendwo hingefahren bin.“

Im Lauf der letzten Jahre haben wir insgesamt über 4.500 Mails und Briefe von ehemaligen Angstpatienten erhalten, die uns voller Stolz berichtet haben, dass sie es aus eigener Kraft mit Hilfe der Bernhardt-Methode geschafft haben, wieder ein Leben voller Leichtigkeit zu leben. Und nicht wenige davon hatten zuvor zum Teil über Jahre hinweg vergeblich versucht, mit Konfrontationstherapie und/oder Tabletten wieder angstfrei zu werden. Deshalb jetzt zum Fazit unseres 3. Mythen-Checks:

Ab einem gewissen Grad der Angststörung ist Konfrontationstherapie nicht mehr wirksam! Unter Umständen werden dadurch die Ängste und das Vermeidungsverhalten langfristig sogar noch verstärkt.

Bild: © Fotolia, Family Business, Nr. 111337138